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von Jürgen Werner
Stollberg, 29.04.2025
Sportlich nur auf Platz 2 der Verbandsliga eingekommen, profitieren die Erzgebirger vom Verzicht anderer Teams. Auch an der Personalschraube hat der Verein bereits gedreht.
Zwönitz. Was tun, wenn keiner will? Dann nimmt man das Heft des Handelns eben selbst in die Hand. Beim Zwönitzer HSV können die Verantwortlichen dieser Tage ihr Glück kaum fassen. Mit einigen eher unrunden Auftritten hatten die Handballer des Vereins gegen Ende der vergangenen Saison den direkten Wiederaufstieg in die Sachsenliga – inzwischen Oberliga Sachsen – verpasst. Doch das spielt keine Rolle mehr, denn mitmachen dürfen sie dort künftig trotzdem. Aufstieg im Nachgang also, ein wenig durch die Hintertür. „Bei der Saisonabschlussfahrt in Prag waren die Jungs deswegen noch mehr in Feierlaune als ohnehin schon. Sie sind Feuer und Flamme, was die neue Herausforderung angeht“, berichtet Marcus Schurzmann, der sportliche Leiter der Erzgebirger.
Gerüchteküche brodelte schon länger
Dass etwas im Busch sein könnte, darauf deuteten die Zeichen schon länger hin. So hatte bereits im Januar der NHV Concordia Delitzsch angekündigt, seine erste Mannschaft aus finanziellen Gründen nicht in die 3. Liga aufsteigen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt beharkten sich die Zwönitzer noch mit der Reserve der Nordsachsen um die Spitze der Verbandsliga West. „Doch ab da war absehbar, dass wohl auch deren Zweite das Aufstiegsrecht nicht wahrnehmen wird.“ Genauso geschah es auch. Damit wurde das grüne Ampelzeichen für die Erzgebirgern als Vizemeister sozusagen im Nachgang eingeschaltet. Konturen erhielt die Sache weiterhin, als auch aus der Parallelstaffel entsprechende Erklärungen beim Verband eintrudelten. Ob Radebeul, Radeburg oder Riesa: Keiner wollte hoch. Damit war der Weg nicht nur frei für den HSV … auch der SV Plauen-Oberlosa II, seines Zeichens Dritter der Weststaffel profitierte ebenfalls von der Absagenflut.
Torwart-Routinier kehrt zurück
Leicht gemacht haben sich die Zwönitzer die Sache trotzdem nicht. Eine Mannschaft müsse die Verbandsliga dominieren, um in der Oberliga Sachsen eine Chance zu haben. Das hatte HSV-Trainer Tony Kinder vor der vergangenen Saison gesagt. Nun, von Dominanz konnte keine Rede sein. Den Gang trotzdem zu wagen, mag daher erstaunen. „Ich denke aber“, so der Coach, dass wir mit unserem Kader und unseren Verstärkungen in der Lage sind, die Klasse zu halten und uns perspektivisch sogar im Mittelfeld zu etablieren.“ Zielgerichtet sei man die Schwachstellen angegangen. Spektakulärste Personalie ist die Rückkehr von Torhüter Filip Veverka. Der 40-Jährige hatte in der vorletzten Saison nach seinem Wechsel von Freiberg nach Zwönitz maßgeblich zur Stabilisierung der schwach in die Sachsenliga gestarteten Erzgebirger beigetragen – am Ende ging es trotzdem runter und der Tscheche verließ den HSV wieder. Aus Most kommt mit Tomaš Vrana ein weiterer Neuer. Der fünfte Tscheche im Kader soll künftig die Kreisläuferposition bekleiden. Nach dem Abgang von Vaclav Kotesovec mussten sich die Zwönitzer dort zuletzt mit Max Briest behelfen, der aber auf halb rechts deutlich wertvoller sei, wie Tony Kinder betont. Mit Nico Langer gibt es nur einen Abgang – und auch dieser ist nur vorübergehend. „Er hat sich entschieden, im Zusammenhang mit seinem Hauskauf ein halbes Jahr lang zu pausieren.“
Verein verzichtet erneut auf Pokal
Momentan ruht der Trainingsbetrieb. Doch allzu lang ist die Verschnaufpause nicht. Bereits Anfang Juni beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison. „Wir wollen diesmal mehr Wert auf das spielerische Moment legen“, kündigt der Zwönitzer Coach an. Ende August geht es wieder los, ein konkreter Spielplan existiert allerdings noch nicht. Eine „Übermannschaft“ wie die HSG Freiberg, die zuletzt ohne Punktverlust durch die Oberliga Sachsen marschierte, dürfte es in der kommenden Saison nicht geben.
„Titelkandidaten sind für mich der HSV Dresden, LVB Leipzig und Hoyerswerda, die allerdings schon seit Jahren rauf in die Mitteldeutsche Oberliga wollen“, sagt Marcus Schurzmann. Auch Limbach-Oberfrohna, die sich nach seinem Wissen mit einigen Spielern des Auer Juniorteams verstärkt haben, sei zu beachten. Und unten? Da erwartet der Sportliche Leiter den KJS-Club Dresden und Mitaufsteiger Plauen-Oberlosa II. Seine Zwönitzer, die – um den Fokus nicht zu verlieren – mal wieder auf die Teilnahme am Pokal verzichten, sollen nicht dazugehören. „Wir sind gekommen, um zu bleiben.“ (jüw)